Der Kettcar Frontmann lotet solo textlich und musikalisch Grenzen aus.
Bunt zusammengewürfelte Schnipsel. Das ist für mich Konfetti. Marcus Wiebusch erschien es als passender Titel für sein erstes Solo Album seit seinem Versuch in Form des mir unbekannten “Hippiekacke” aus dem Jahr 1994. Nach mehr als zehn Jahren und vier Alben mit Kettcar folgte er der von Thees Uhlmann vorgelegten Blaupause und versucht es ohne Band.
Knapp die Hälfte der Songs auf “Konfetti” wären nicht aus dem Rahmen eines Kettcar-Werks gefallen. Auffällig sind hingegen die elektronisch unterlegten Titel und die stellenweise klarere und bedingungslosere Ansprache (z. B. “All ihr homophoben Vollidioten, all ihr dummen Hater, all ihr Forums-Vollschreiber, all ihr Schreibtischtäter, all ihr miesen Kleingeister mit Wachstumsschmerzen, all ihr Bibel-Zitierer mit eurem Hass im Herzen, all ihr Funktionäre mit dem gemeinsamen Nenner, all ihr harten Herdentiere, all ihr echten Männer kommt zusammen und bildet eine Front” und “Jede Zeit hat ihre Pest”). Hier schlägt Wiebusch offensichtlich den Bogen zu seiner Punk-Vergangenheit (… But Alive, Rantanplan).
Musikalisch wirkt “Konfetti” inhomogen und so wird es dem Titel weitgehend gerecht. Den überwiegend hörenswerten Texte hätten vielleicht reduziertere Arrangements gut angestanden. Im Umkehrschluss darf Wiebusch aber gerne einen Teil seiner klaren Worten und seiner musikalischen Experimentierfreude bei Kettcar einbringen und so für ein neues Album mit einigen Ecken und Kanten sorgen. Auch damit hätte sich dieser Solo-Ausflug gelohnt.
Zusätzlich rechtfertigt der in jeder Hinsicht starke und mir Gänsehaut bescherende Song “Der Tag wird kommen” dieses Solo-Album. “Nur einmal rächen” (hier wird die Nähe zu Kettcar deutlich) und “Schwarzes Konfetti” sind zwei weitere besonders erwähnenswerte Songs. Kettcar-Fans werden durch “Kettcar” vermutlich nicht verschreckt, wirklich neue Zielgruppen wird Wiebusch aber m. E. nicht erschließen.
Gerne verweise ich erneut auf das Video zu “Der Tag wird kommen”.
Das Video zu “Nur einmal rächen”:
Und das zu “Was wir tun werden”:
Ich habe die Hoffnung, dass Marcus Wiebusch auch auf der Bühne einen weniger bierseligen Eindruck macht als sein Labelkollege:
- 30.04. Leipzig, Courage Festival
- 01.05. München, Ampere
- 02.05. Wiesbaden, Schlachthof
- 03.05. Köln, Stollwerck
- 04.05. Berlin, Heimathafen Neukölln
- 17.06. Magdeburg, Moritzhof
- 18.06. Dresden, Beatpol
- 19.06. Erlangen, E-Werk
- 20.06. Duisburg, Traumzeitfestival
- 20.-22.06. Scheeßel, Hurricane
- 20.-22.06. Neuhausen ob Eck, Southside
“Konfetti” ist: