Überraschend Heldenhaft.
Ich hänge etwas nach mit meinen Konzertberichten... Der Besuch von Konzerten in Bonn liegt nahe und die alljährlichen Veranstaltungen am / auf dem und je nach Wetter im Kunstrasen Bonn bieten eine vielfältige Auswahl. Bon Iver war für mich gesetzt, Porcupine Tree eine Option (aber dann doch terminlich zu nahe an Bon Iver) und irgendwie reizte mich Placebo, obwohl ich der Band über viele Jahre wenig Beachtung geschenkt hatte. Doch mit dem Album "Never let me go" erschien sie wieder auf meinem Radar. Je näher das Konzert rückte, desto größer wurde meine Skepsis. Mir kamen wieder Berichte von bestenfalls mäßigen Auftritten der Band in den Sinn. Aber die Karten waren gekauft und zumindest die Vorgruppe The Murder Capital ließ einen frischen Auftritt erwarten.
Für den frühen Abend erschienen die Mitglieder der Band schon reichlich "mitgenommen" und sie gaben sich Mühe, "prollig" rüberzukommen. Ihrer Musik tat das keinen Abbruch, wenn ich die James McGoverns Stimme von Platte auch etwas überzeugender in Erinnerung hatte.
Placebo schickte ihrem Auftritt die Nachricht voraus, dass das Publikum von der Anfertigung von Video- und Fotoaufnahmen während des Konzert bitte Abstand nehmen sollte, um sich auf die Darbietung komplett einlassen zu können. Schon seit der Schulzeit vertrete ich die Meinung, dass der Lehrer oder Künstler oder wer auch immer auf der Bühne oder "vorne" stehe eben so interessant präsentieren soll, dass das Publikum freiwillig seine ungeteilte Aufmerksamkeit spendiert. Aber wie die meisten Besucher entsprach ich weitgehend dem Wunsch der Band. Zumal ich mit einem Oberlippenbart im Stile Brian Molkos auch nicht fotografiert werden wollen würde (glücklicherweise auf dem Bild vom Mikro verdeckt).
Schon an der "Aufstellung" der Band auf der Bühne wurde klar gezeigt, dass die beiden Gründungsmitglieder Molko und Stefan Olsdal im Mittelpunkt stehen und ihr musikalisches Lebenswerk zelebrieren. Vor diesem Hintergrund ist erstaunlich, auf wie viele ihrer Hits die Band im Set verzichtete und trotzdem zu überzeugen wusste. Die neueren Songs kamen ebenso gut an wie die "Klassiker". Offensichtlich verfügt Placebo weiterhin über eine sehr treue Fanschar, die textsicher ihren Teil zu einem stimmungsvollen Konzert beitrug.
"Hugz", "For what it's worth" und "Too many friends" waren für mich die Highlights des Abends. Das Cover von "Shout" war absolut verzichtbar. Ansonsten war das Konzert in meinen Augen die Wiederauferstehung alter Helden in Bestform.
Setlist:
- Forever chemicals
- Beautiful James
- Scene of the crime
- Hugz
- Happy Birthday in the sky
- Bionic
- Surrounded by spies
- Sad white reggae
- Try better next time
- Too many friends
- Went missing
- For what it's worth
- Slave to the wage
- Song to say Goodbye
- The bitter end
- Infra-red
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- Shout
- Fix yourself
- Running up that hill