Shoegaze-Nebelschleicher dämmt Black Metal.
Theoretisch hätte ich Deafheaven schon länger gut finden können. Mit der 'Härte' der Post-Black Metal Band kam ich ebenso klar wie mit den sphärisch-ruhigen Passagen. Doch George Clarkes Gesang überschritt zu häufig die für mich nur schwer erträgliche Schreigrenze.
Nun kam mir zu Ohren, dass die Band mit ihrem fünften Album "Infinite granite" eine 180°-Wende hingelegt hat in Richtung Shoegaze. Nun bin ich bekanntlich kein Shoegaze-Fan, aber diese Entwicklung machte mich neugierig. Vermutlich werden sich viele Deafheaven-Fans mit dem Ergebnis schwer tun, aber für mich funktioniert die "Shoegazeierung" der Band gut: Die Schrei-Parts sind weitgehend verschwunden (oder in homöopathischen Dosen wie in "Great mass of color" perfekt integriert und willkommen) und "Infinite granite" ist nicht infiziert vom Shoegaze-typischen Gewäsch-und-Nebel-Sound.
Spannend wird die weitere Entwicklung der Band. Die aktuelle Ausrichtung halte ich für eine Episode und vielleicht werden Deafheaven und deren Anhänger in wenigen Jahren von "Infinite granite" denken und sprechen wie das Paradise Lost-Lager über die Synth-Pop-Verwirrung "Host". Ich finde Mut gehört belohnt, zumal wenn dabei Songs wie "In blur", "Great mass of color" und "The gnashing" herausspringen. Enttäuschte Fans sollten beruhigt feststellen, dass die Band an mehr als eine Stelle auf "Infinite granite" beweist, dass sie das mit dem Black Metal ja doch noch können und mögen. Und ja, es gibt "Blackgaze".
Das Video zu "In blur":
Der Musikexpress kürte "Intinite granite" zum Album der Woche:
Die Band versteht ihren neuen Sound nicht als Geste, sondern als Möglichkeit, Dinge zu erkunden, die bislang kaum eine Rolle gespielt haben: sensible Harmonien und subtile Dynamiken.
Auch der Metal Hammer gibt sich positiv gestimmt:
Deafheaven mögen damit vielleicht an Alleinstellungsmerkmalen eingebüßt haben, allerdings ist die Band 2021 auf dem Höhepunkt ihres Könnens angelangt und präsentiert ein unheimlich dynamisches und dichtes Album, das keinen harten Cut mit ihrer musikalischen Vergangenheit, sondern einen handwerklichen Reifeprozess markiert.
"Infinite granite" klingt nach: