In Würde abtreten.
Nach gut 26 Jahren haben sich Joakim Berg, Martin Sköld, Sami Sirviö und Markus Mustonen entschlossen, das Kapitel Kent würdig abzuschließen. Zum Ende der "größten Rockband" Schwedens gehörten Abschiedsalbum, Abschiedsvideo und Abschiedstour. Nun bin ich nicht der größte Kent-Fan, aber seit fast 20 Jahren gehöre ich zum Kreis der Sympathisanten und die Aussicht auf ein emotionsgeladenes Abschiedskonzert war ein willkommener Anlass Stockholm mal wieder zu besuchen. Die Abschiedstour zog sich nun schon eine Weile hin, immerhin wollten Fans in ganz Skandinavien erfreut werden. Natürlich wollte ich das allerletzte Konzert in Stockholm besuchen... praktischerweise wurde dieses gleich dreifach veranstaltet und das Kartenglück reichte zumindest für den ersten dieser Termine.
Das Konzert begann mit einer nachahmenswerten Idee: Vorgruppe weglassen und einen Countdown laufen lassen bis zum pünktlichen Beginn um 20:00 Uhr.
Nach Ablauf des Countdowns deutete sich an, dass die Videowand eine große Rollen spielen würde. Nun ist der Einsatz dieser Technik wahrlich keine Neuheit. Trotzdem half sie eindrucksvoll (häufig melancholische) Stimmungen zu erzeugen und der stattlichen Anzahl an Besuchern der recht neuen Tele2 Arena (direkt neben der Konzerthalle Globen) einen Eindruck des Geschehens auf der Bühne zu vermitteln.
Es dauerte einige Songs, bis Stimmung aufkam. Aber nach der ersten kurzen Begrüßung durch den sichtlich gerührten Berg war das Eis gebrochen.
Dank des gut gemischten Publikums wurden Songs jeder "Epoche" gut angenommen. Die der jüngeren Alben konnten aber natürlich nicht mit den Klassikern mithalten.
Die anfängliche (zumindest gefühlte) Übermacht an langsamen Songs wurde durch die bereits erwähnten Videoeinspieler aufgelockert. Von Weltall über Wald, naiv dargestellten Schneeflocken, "Money for nothing"-Feeling bis Apassionata-Anleihe war alles dabei.
Wenn Bühnengeschehen und Videos miteinander verschmolzen, störte beim Gesang ab und zu die Verzögerung zwischen Sprache und Lippenbewegung.
In der zweiten Hälfte hob die Stimmung ab: Spätestens "Ingenting" brachte selbst die nüchternen Schweden in Bewegung, "Kärleken väntar" war ein echter Höhepunkt und anschließend feierte die Band das Publikum und sich mit dem neuen Song "Vinter17". Besonders beeindruckend war die Videoeinspielung zu "Musik non stop" wegen der fremdartigen Darstellung und Bewegungen der Modells.
Ergreifend war die Vorstellung der Musiker, die Berg mit persönlichen Worten an diese verband. Das ging es um den Drummer, den man "aus dem Strauch gezogen hatte" und um die schwierigen ersten 20 Minuten mit dem grantigen finnischen Gitarristen Sirviö, die nach gegenseitiger Markierung der Reviere zu einer Freundschaft fürs Leben führten.
Spätestens bei der Hyme "Sverige" war auch auch um den letzten Schweden im Publikum geschehen. Erstaunlich, wie schnell alte Technologien wie Feuerzeuge durch Handy ersetzt wurden.
Nach knapp 2,5 h war Kent dann Geschichte... für den Abend. Es folgen ja noch zwei Abende.
Setlist:
1. Gigi
2. 999
3. Stoppa mig juni (Lilla ego)
4. Romeo återvänder ensam
5. VinterNoll2
6. Var är vi nu?
7. Hjärta
8. Andromeda
9. Egoist
10. Vi är för alltid
11. Innan allting tar slut
12. Den vänstra stranden
13. La belle époque
14. Ingenting
15. Kärleken väntar
16. Vinter17 (Neuer Song)
17. Jag ser dig
18. Musik Non Stop
19. Utan dina andetag
20. Sverige
21. 747
22. Förlåtelsen
23. Dom andra
24. Mannen i den vita hatten (16 år senare)
25. Den sista sången
Eigentlich habe ich schon genug über die Videos geschrieben. Aber das zum letzten Song war noch einmal packend bis bedrückend. Zudem erschien die Band dafür noch in weißen Klamotten.