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Donnerstag, 11. September 2014

Musik: U2-Songs of innocence

u2

Geschenkt ist nicht zu teuer.

Moderne und erfolgreiche Unternehmen beschränken sich nicht selten auf die Entwicklung und das Marketing ihrer Produkte. Den notwendigen Rest erledigen Dienstleister. Dauerhaft erfolgreiche Musiker legen ebenfalls sehr viel Wert auf ihr Image und Vermarktungsstrategien. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Musiker und Industrieunternehmen noch enger kooperieren.

Vor ein paar Jahren spannte Apple U2 ein, um von deren Ruhm und Fanbasis zu profitieren. Und nun nutzt U2 Apple, um dem auf hohem Niveau schwindenden Erfolg der Alben entgegenzuwirken. Angekündigt war ein 13. Album bereits für 2014/2015. Nun wurde es im Rahmen der neusten Apple Produktshow recht überraschend der Öffentlichkeit präsentiert. Als Clou wurden die elf Songs den ca. 500 Millionen iTunes-Nutzern ungefragt und von Apple finanziert ins Nest gelegt. Der ein oder andere Rekord wird damit gesichert werden und U2 erreicht ein großes Publikum und Aufmerksamkeit. Mitte Oktober wird “Songs of innocence” angereichert um Bonusmaterial dann auch auf den üblichen Kanälen verfügbar gemacht werden. Die Verkaufszahlen werden trotz der Apple-Aktion recht ordentlich sein und sie müssen sich gerade wegen der Aktion nicht an den Zahlen der Vergangenheit messen lassen. Und der Weg ist bereitet für weitere Veröffentlichungen (“Songs of experience” steht schon in den Startlöchern) und vor allem für die nächste Tour. Und da wird die Sache rund: Neue Musik ist weniger wichtig als Aufmerksamkeit und ein Grund für eine ertragreiche Tournee mit alten Hits. Und in dieser Disziplin ist U2 einer der Branchenführer.

Ach so: Zur Musik. Gemäß den Vorbildern in der Industrie wurden einige Aspekte der Musikproduktion an Dienstleister vergeben. Ideen und moderne Einflüsse kommen von Produzenten wie Danger Mouse (er wirkte an gut der Hälfte der Songs mit), Paul Epworth und One Republic Hit-Maschine Ryan Tedder. Bonos Stimme und The Edges Gitarrenspiel sind die beiden charakteristischen Merkmale der Band und beiden wird viel Raum gelassen. Die Songs dürfen sowohl an erfolgreiche Bands wie Coldplay als auch an die eigenen Glanzzeiten (“Every breaking wave” lässt mich an “With or without you” und “Iris (hold me close)” and “Where the streets have no name” denken) erinnern.

Eine Besonderheit hat “Songs of innocence” auf jeden Fall zu bieten: Verständlicherweise setzt Bono seine Stimme ungern einem Wettbewerb aus. Sängerinnen durften in U2 Songs meiner Erinnerung nach bislang nur in Chören erklingen. Doch auf “The troubles” wurde Lykke Li ein nicht unerheblicher Part eingeräumt.

Wirklich erstaunlich ist allerdings, dass nicht rechtzeitig zum gestrigen Event auch ein Video zu mindestens einem der Songs losgelassen wurde.

U2 Fans bekommen mit “Songs of innocence” neues Futter und einen Grund für einen Konzertbesuch. Ich bezweifle jedoch, dass sich mit diesem weitgehend unauffälligen Album neue Fans ködern lassen.

Einen zwingenden Hit konnte ich auf “Songs of innocence” bislang nicht identifizieren, aber “The miracle (of Joey Ramone)”, “Volcano”, “Raised by wolves”, “Cedarwood road” und “Sleep like a baby tonight” sind mindestens so gut wie die stärkeren Songs auf “How to dismantle an atomic bomb” und “No line on the horizon”.

“Songs of innonce” klingen nach:

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